Feuerwerk fotografieren, aber wie?
Es ist ja wieder mal so weit, das Lieblingsmotiv manches Hobbyfotografen steigt zum Himmel empor. Nicht nurzu Sylvester ist Feuerwerkszeit! Da stellt sich für Manchen die Frage: „Feuerwerk fotografieren, aber wie?“
In den Medien sieht man sie zum Jahresende überall, sei es in den Werbeflyern des Einzelhandels oder in Reiseprospekten zu Sylvesterreisen. Die Rede ist natürlich von überwältigenden Feuerwerksbildern. Perfekt belichtet, gestochen scharf und mit brillianten Farben präsentiert sich ein Feuerwerk am schwarzen Nachthimmel, wie man es selten live erlebt hat. Mit ein paar Tricks kann man aber auch selbst zu so beeindruckenden Feuerwerks-Fotos kommen.
Die Ausrüstung | Der ideale Standort | Die Kamera-Einstellungen | Die Praxis | Gibt’s da noch mehr Tricks?
Die Ausrüstung
Natürlich wäre das kein Thema hier im STATIV LEXIKON, wenn ausser der Kameraausrüstung nicht auch ein gutes Stativ eine wichtige Rolle spielen würde. Die Anforderungen an die Kameraausrüstung sind dabei gar nicht so anspruchsvoll. Manuell einstellbar sollte die Kamera sein und natürlich braucht sie einen Stativanschluss. Objektivbrennweiten vom leichten Weitwinkel bis zum leichten Tele sind ideal, ein gewöhnliches Kitobjektiv, wie es mit den meisten System- und Spiegelreflexkameras mitgeliefert wird, ist also ausreichend.
Da die Belichtungszeiten bei der Feuerwerksfotografie zu lang sind, um Aufnahmen ohne Verwackelung aus der Hand aufzunehmen, ist ein stabiles Stativ Voraussetzung. Es sollte die Kameraposition nicht gleich verändern, nur weil man an der Kamera mal kurz eine Einstellung ändern will und es sollte dabei möglichst wenig nachschwingen. Der Grund dafür ist, dass es beim Fotografieren von Feuerwerk immer sehr schnell gehen muss. Man verliert kostbare Zeit, muss man erst darauf warten, dass sich das Stativ wieder „beruhigt“ hat, denn die farbenprächtigen Raketen warten nicht auf den Fotografen. Bei der Frage, was für einen Stativkopf das Stativ optimaler Weise haben sollte, spielt ebenfalls die Arbeitsgeschwindigkeit eine große Rolle. Mit einem Kugelkopf oder Pistolengriff kann man die Position erheblich schneller den Gegebenheiten anpassen, als dies mit einem 3D-Neiger oder gar einem Getriebeneiger möglich ist. Auch Videoneiger sind eher hinderlich, da man mit ihnen die Kamera nur in zwei, nicht in drei Richtungen ausrichten kann.
Sehr nützlich ist im Zusammenhang mit dem Stativ auch ein Fernauslöser für die Kamera. Bei manchen Kameras gehört ja ein Infrarot-Auslöser bereits zum Lieferumfang, ich verwende aber lieber einen einfachen, aber zuverlässigeren Funkauslöser, die es mit Anschluskabel für die unterschiedlichsten Kameramarken und -modelle gibt. So vermeidet man auch das Verwackeln durch den Druck auf den Kameraauslöser.
Wichtig! Ein Blitzlicht brauchen wir natürlich nicht, denn unser Motiv, das Feuerwerk, ist ja hell genug und leuchtet selbst.
Eine kleine Taschenlampe, Stirnlampe oder Leuchtbrille sind sehr hilfreich, um die Kamera in der Dunkelheit zügig bedienen zu können. Im kalten Winter sehr praktisch ist hierfür auch eine Strickmütze mit integrierter Stirnlampe, sehr cool! Zur weiteren „Komfortausstattung“ gehören ein paar Fotohandschuhe, damit die Finger nicht steif gefroren sind, bevor der Feuerzauber am Himmel zu Ende geht. Ich verwende ein paar LowePro Handschuhe, die es leider nicht mehr gibt. Aber man findet von verschiedenen Herstellern eine große Auswahl an Fotohandschuhen unterschiedlicher Ausstattung.
Der ideale Standort
Man kann es sich ja nicht immer aussuchen, aber wenn man die Wahl hat, stellt sich ja die Frage: Wo steht man am besten mit seiner Kamera, um optimale Aufnahmen vom Feuerwerk machen zu können?
Ein bisschen ist das abhängig von der Art der Bilder, die entstehen sollen. Bevorzugt man Aufnahmen, bei denen neben dem Feuerwerk keine Umgebung, also Straßenlaternen, Stadtsilhouette oder Gebäude zu sehen sein sollen, dann ist ein tiefer Standpunkt besser geeignet, als eine erhöhte Position, sofern man ungehinderte Sicht auf den Himmel hat. Befindet man sich dagegen in einer erhöhten Position, zum Beispiel auf einem Hochhausdach, einem Aussichtsturm oder einem Berg, dann besteht weniger Gefahr, dass Dinge in der Nähe den Blick auf das Feuerwerk behindern. Da man die Kamera aber weniger steil nach oben neigen muss, erhöht sich die Möglichkeit, mehr von der Umgebung im Bild mit einzubeziehen. In Städten, die oft dicht bebaut sind und in denen man von sehr hohen Gebäuden umgeben ist, ist ein erhöhter Standpunkt und freie Sicht nach oben natürlich immer vorzuziehen.
Um entspannt fotografieren zu können, sollte man auch große Menschenmengen in der unmittelbaren Umgebung vermeiden. Böller, Raketen und leere Sektflaschen, die einem um die Füße fliegen, sind nicht so angenehm beim Fotografieren!
Die Kamera-Einstellungen
Zunächst einmal schalten wir die ISO-Automatik aus und wählen die Stellung „M“ am Belichtungswahlrad. Wir fotografieren also mit manueller Belichtungseinstellung. Auch der Autofokus ist beim Fotografieren von Feuerwerk meist überfordert. Auch er wird in die Stellung „M“ oder „MF“ gesetzt, wir stellen als (nur einmal!) selbst scharf. Wer eine Kamera oder ein Objektiv mit Bildstabilisator hat, sollte auch den ausschalten. Diese eigentlich sehr nützliche Funktion führt bei Verwendung auf einem Stativ oft zu weniger scharfen Fotos, als wenn sie abgeschaltet ist.
Da wir ja mehr oder weniger im Dunklen fotografieren, stellen viele Hobbyfotografen den ISO-Wert der Kamera instinktiv zunächst viel zu hoch ein. Was wir aber fotografieren wollen, ist eigentlich gar nicht so dunkel. Wie der Name Feuerwerk ja unmissverständlich sagt, fotografieren wir Feuer! Also wieder runter mit dem ISO-Wert: 100 bis 400 ISO sind meist genug. Da niedrigere ISO-Werte natürlich zu längeren Belichtungszeiten führen (die wir in diesem Falle ja wollen), sollte auch die Langzeit-Rauschreduzierung abgeschaltet sein. Sie findet sich meistens bei den Individualfunktionen der Kamera, also bei den weiter „hinten“ liegenden Einstellungen des Kameramenüs. Wer nicht weiß, ob diese Funktion bei seiner Kamera aktiviert ist, kann einfach eine Aufnahme mit 10 Sekunden Belichtungszeit machen (egal, ob richtig belichtet). Sollte die Kamera sofort nach der Aufnahme wieder bereit für ein neues Foto sein, ist die Funktion abgeschaltet. Blockiert die Kamera dagegen für weitere 10 Sekunden jede Bedienung, ist die Langzeit-Rauschreduzierung aktiviert und sollte unbedingt abgeschaltet werden. Wir verlieren ja dadurch kostbare Zeit zum fotografieren!
Eine möglichst große Schärfentiefe erspart uns das ständige Justieren der Scharfstellung, ein Blendenwert zwischen etwa 8 und 22 sind dafür günstig.
Viel größer ist dagegen der Spielraum, den wir bei der Belichtungszeit-Einstellung verwenden. Ähnlich, wie beim Fotografieren mit Blitzlicht verändern wir mit der Belichtungszeit weniger die Helligkeit des Bildes, als viel mehr die Länge der Leuchtspuren und damit die Bildwirkung des Feuerwerks. Kurze Belichtungszeiten führen zu sternförmigen Lichtpunkten, während längere Belichtungszeiten zu immer längeren Lichtspuren führen. Bei sehr langen Belichtungszeiten werden dann auch mehrere Raketen, die in die gleiche Richtung nacheinander abgefeuert werden, gemeinsam auf dem Foto abgebildet. Man sollte es aber nicht übertreiben mit den lange Zeiten, irgendwann entsteht auf dem Bild nur noch ein buntes Chaos.
Sind erste Testbilder bei den verwendeten Einstellungen zu hell, sollte man die Blende schließen und wenn dies nicht reicht, den ISO-Wert zurück setzen. Bei zu dunklen Ergebnissen kann man als erstes den ISO-Wert (in Maßen!) erhöhen. Erst im zweiten Schritt öffnet man die Blende, um die Schärfentiefe nicht zu klein werden zu lassen. Die Belichtungszeit ist, wie schon gesagt, im Wesentlichen ein Gestaltungselement, dass die Aufnahmen unterschiedlich wirken lässt.
Als letztes stellen wir die Kamera noch auf den Serienbildmodus ein, so dass wir schnell viele Aufnahmen in Serie machen können. Der Akku sollte frisch geladen und die Speicherkarte groß genug und leer sein. Bei einem professionellen Großfeuerwerk kann man in 15 bis 20 Minuten leicht 200 – 300 Aufnahmen machen, also großzügig kalkulieren. Und noch etwas: An sehr kalten Tagen sind die Kameraakkus schneller erschöpft, also sonst. Da ist es gut, wenn man einen in der Hosentasche „vorgewärmten“ Ersatzakku dabei hat!
Die Praxis
Die Einstellungen an der Kamera sind gemacht, die Kamera ist auf dem Stativ ausgerichtet in die Richtung, wo das Feuerwerk erwartet wird und es kann endlich losgehen. Man beginnt am besten damit, das Objektiv einmalig (manuell) scharf zu stellen auf die Entfernung, in der das Feuerwerk im wesentlichen stattfindet. Die weit geschlossene Blende gibt uns genug Schärfentiefe, so dass es nicht auf ein paar Meter ankommt. Ein Zoomobjektiv ist praktisch, da man damit den Bildausschnitt (einmalig) passend einstellen kann. Dabei nehme ich immer einen deutlich größeren Ausschnitt auf, als ich zu gebrauchen erwarte. Feuerwerk ist unberechenbar und es sieht nicht sehr schön aus, wenn die schönste Formation am Bildrand abgeschnitten ist. Also viel Platz lassen, hinterher in der Bildbearbeitung abschneiden ist einfacher als „drann schneiden“!
Aus dem bisher gesagt ist sicher schon klar geworden, dass Feuerwerksfotografie ein „schnelles Geschäft“ ist. Feuerwerk ändert seine Gestalt in Sekundenbruchteilen, also müssen wir schnell sein. Daher mache ich möglichst alle Einstellungen, bevor es so richtig los geht. Dann nehme ich meine Fernbedienung und drücke ab – oft und schnell hintereinander oder besser im Seriennbildmodus mit Dauerdruck, wenn’s besonders spannend wird. Durch den Sucher oder auf den Monitor schaue ich nur gelegentlich, um zu überprüfen, ob der gewählte Ausschnitt auch nichts abschneidet.
Ein prüfender Blick auf den Monitor zeigt, ob ISO und Blende ein richtig belichtetes Bild ergeben, ansonsten kann man das schnell mit der Blendeneinstellung korrigieren. Wer im RAW-Format fotografiert, hat bei der anschließenden Bildbearbeitung natürlich wesentlich mehr Spielraum, als es das JPEG-Format bietet.
Die Kunst liegt in der Verwendung der passenden Belichtungszeit für das Feuerwerksmotiv, das als nächstes kommt. Hellseherische Fähigkeiten wären also von Vorteil! Wer die nicht hat, sollte seine Kamera gut im Griff haben und in der Lage sein, schnell die Belichtungszeiten zu ändern, um blitzschnell auf das aktuelle Motiv reagieren zu können. Dabei könne die eingestellten Zeiten etwa zwischen einer zehntel Sekunde und bis zu zehn Sekunden variieren.
Und nun: Feuer frei! – Für den Pyrotechniker und den Fotografen!
Gibt’s da noch mehr Tricks?
Natürlich kann ich es nicht beschwören, aber ich habe den Eindruck, dass die Höhe, die heutige Feuerwerksraketen erreichen, deutlich niedriger ist, als das vor 20 oder 30 Jahren der Fall war. Konnte man früher zu Sylvester ein Lichtermeer am Himmel beobachten, haben es heutige Raketen schwer, über die Skyline der Häuser einer Großstadt wesentlich hinaus zu kommen. Die Folge: man sieht viel weniger Feuerwerk, als früher. Egal, ob Sicherheitsgründe oder das Profitdenken der Pyrotechnikhersteller, wir können dagegen nicht viel unternehmen, um unser Bildausbeute zu verbessern.
Ein Weg, zu deutlich besseren Feuerwerksbildern zu gelangen, ist wieder mal, mit Profis zu arbeiten. Was ich damit meine? Besucht man eine Veranstaltung mit einer professionellen Pyrotechnik-Show, dann kommt man fotografisch viel eher auf seine Kosten, als wenn der Nachbar mit einer Tüte voll Feuerwerkskörpern aus dem Discounter das neue Jahr zu begrüßen versucht. Profis haben ganz andere Mittel und Möglichkeiten, den Himmel in ein Lichter- und Flammenspektakel zu verwandeln und betreiben natürlich auch einen erheblich größeren Aufwand. So erzählten mir die Techniker von „Innovative Pyrotechnik“ anlässlich des Seenachtsfests in Konstanz, zu dem die zweimaligen Feuerwerksweltmeister das Feuerwerk realisiert haben: „Wir haben hier für 20 Minuten Feuerwerk mit 10 Leuten 4 Tage lang aufgebaut und eine ganze LKW-Ladung Feuerwerkstechnik installiert.“ Das ist sicher etwas mehr, als der durchschnittliche Gelegenheitspyromane zu Sylvester in den Himmel jagt.
Alle hier gezeigten Bilder sind anlässlich des Seenachtsfestes 2013 in Konstanz entstanden und sind keine Fotomontagen. Herzlichen Dank an die Firma „IP – Innovative Pyrotechnik“ und Joachim Berner für die freundliche Genehmigung zur Nutzung der Bilder.
Die Vorteile öffentlicher Großfeuerwerke wie dem in Konstanz sind aber nicht nur die deutlich bessere Qualität des Motivs, vorteilhaft ist natürlich auch, dass sie nicht nur zu Sylvester, sondern während des ganzen Jahres zu fotografieren sind. Vorwiegend in der warmen Jahreszeit gibt es überall zahlreiche Veranstaltungen, die am Abend ein Großfeuerwerk als Höhepunkt haben. Das japanische Kirschblütenfest und der Hafengeburtstag in Hamburg zählen ebenso dazu wie das schon genannte Seenachsfest in Konstanz, aber auch der Sommernachtstraum in München und nicht zuletzt das Internationale Feuerwerksfestival „Flammende Sterne“ in Ostfildern bei Stuttgart sowie die Pyronale in Berlin bieten fotografische Highlights. Aber natürlich gibt es auch in vielen anderen Städten große Veranstaltungen mit Großfeuerwerken. Wie mir bei meinen Aufenthalten in Dresden immer wieder aufgefallen ist, lieben die Dresdner Feuerwerk! Bei jeder möglichen Gelegenheit, ob Firmenfeuer oder Hochzeit sieht man Feuerwerke am Dresdener Nachthimmel. Die sind ja sicher auch mal ein paar Fotos wert …
Viele weitere Termine gibt es z. B. hier auf dem Feuerwerkskalender.